Nach all den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, die wir Beschäftigen darauf gewartet haben, dass unsere Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte (wieder) ernst genommen werden, kommen einem die letzten Tage vor dem Wahltermin irgendwie wahnsinnig kurz vor, alles rauscht so dahin. Gepaart mit zwiespältigen Gefühlen, irgendwo zwischen sommerlicher Urlaubsatmosphäre und der Flutkatastrophe inmitten der schlimmsten Pandemie seit Jahrzehnten, kommt einem der Endspurt austauschbar und beliebig vor – was er aber definitiv nicht ist:
Zwar sind die Briefwahlunterlagen längst verschickt und seit einigen Tagen dürfte ein Großteil der Beschäftigten der WIR gGmbH seine Stimme(n) abgegeben haben, aber man darf dieses Ereignis auf keinen Fall kleinreden oder als Nebensächlichkeit abtun. Dafür wurden die Rechte der Beschäftigten viel zu lange „auf Sparflamme geköchelt“ und streckenweise wurde von oben herab und an unseren Interessen vorbei entschieden. Wir haben uns jedoch vor langer Zeit bewusst dazu entschieden, keine (insbesondere einzelnen) handelnden Personen herauszupicken, an einen Pranger zu stellen und en Detail alle Vorfälle und Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, die sich in den letzten Jahren ereignet haben. Wir stehen einzig und allein dafür ein, dass in Zukunft der Gerechtigkeit genüge getan wird.
Wir sehen nun unsere Arbeit gegen dieses Unrecht mit der Neuwahl des Werkstattrats am nächsten Donnerstag an einem Punkt, der ein Grund zur Freude ist – und zwar vollkommen unabhängig (!) vom Ausgang der Wahl! Die lange Zeit ohne bedeutende Mitwirkung und Mitbestimmung war schmerzhaft, doch wir blicken spätestens ab dem Tag der Neuwahl in die Zukunft, nicht mehr zurück.
Wie auch immer der Werkstattrat zusammengesetzt sein wird, ob die eine oder die andere Meinung dominiert, ob eine der beiden Zweigstellen überrepräsentiert ist, wie auch immer es ausgeht: Der Rat sitzt dann erstmalig auf einem sicheren Fundament und entspricht streng den Vorgaben der WMVO, die so viele Jahre lang nur auf dem Papier existierte und nicht mit Leben gefüllt wurde.
Wir appellieren an den kommenden Rat: Hört auf die Beschäftigten, sprecht mit den Beschäftigten, tauscht euch untereinander aus! Lebt die Solidarität unter uns Werkstattbeschäftigten: Niemand ist wegen Schweißfüßen in der Werkstatt und wir sitzen alle im selben Boot! Wir können nur gemeinsam für unsere Rechte eintreten und können nicht darauf hoffen, dass die Werkstatt uns ununterbrochen mit Nettigkeiten bewirft und ständig unser Bestes will.
Wir sind auf einem guten Weg.
Wir sind die WIR.
…
Nachtrag: Nachdem sich vor einiger Zeit Jürgen Linnemann aus der LAG Werkstatträte NRW (zumindest vom Vorsitz) zurückgezogen hatte, mussten wir nun auch erfahren das Ute Wegner ebenfalls vom Vorsitz zurückgetreten ist (aus persönlichen Gründen) – ein herber Verlust für die Werkstattbeschäftigten in NRW und ganz Deutschland.
Danke, Ute!